Gedenkfeier zum Volkstrauertag am 18. November 2018

Der Volkstrauertag wurde in diesem Jahr am 18. November wieder mit einer Gedenkfeier in der Aula der Realschule begangen. Bürgermeister Arno Nelles übernahm die Begrüßung. Neben Beigeordnetem Roger Nießen und den Mitgliedern des Stadtrates begrüßte er insbesondere den Oberstleutnant der Reserve, Holger Deusen, sowie Reservisten und aktive Soldaten der Bundeswehr, den Leiter der Freiwilligen Feuerwehr, Patrick Ameri, sowie die Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr, der Polizei, der Schützengesellschaften und eine Vielzahl Würselener Bürger.
Ganz besonders begrüßte Bürgermeister Arno Nelles Familie Menke aus Hamm, die aus persönlicher Verbundenheit erschienen waren. Der Onkel der Frau Menke fiel am 10.10.1944 in den Feldern zwischen Euchen und Bardenberg und ist begraben auf dem Soldatenfriedhof in Broichweiden.

Bürgermeister Arno Nelles ging in seiner Begrüßung auf die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts ein und dass diese vor hundert Jahren mit dem Waffenstillstand von Compiègne und dem Friedensvertrag von Versailles beendet wurde. Heute wissen wir, dass dies die Saat für die NS-Diktatur und den 2 Weltkrieg legte, der glücklicherweise mit dem Sieg der Alliierten über die Diktatur endete. Nelles mahnte, dass sich dieser Teil der Geschichte nie wiederholen dürfe und die Kreuze uns erinnern sollen. Er bezeichnete den Volkstrauertag als einen Tag der Erinnerung für die Würselener, nicht etwa als eine Pflichtveranstaltung.

Volker Dederichs vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Ortsverband Würselen, erinnerte an das Schicksal des Soldaten Walter Mührs, berichtete über sein Leben und die letzten Tage bis zu seinem Tod. In seiner Gedenkansprache zeigte er auf, wie der Volkstrauertag in der heutigen Zeit zu sehen ist. „Wir haben uns heute hier versammelt, um an die Menschen, die im Krieg und durch Gewaltherrschaft starben, zu erinnern. Für die unter uns, die selbst noch Angehörige im Krieg verloren haben, ist dieser Tag besonders wichtig und besonders traurig“, so Dederichs und nahm direkten Bezug zu den Familienangehörigen des jungen Soldaten Mührs, die bei der Gedenkfeier anwesend waren. „Es sind die unfassbaren Dimensionen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs und ganz besonders die persönlichen Schicksale, die uns heute immer noch verstören. In jeder Familie gibt es bis heute Geschichten von Gewalt, Verlust und Zerstörung“. Dederichs stellte fest, dass die jüngeren Generationen oftmals nichts mit dem Volkstrauertag anzufangen wissen. „Es ist kein Tag der Staatstrauer, sondern ein Tag der gemeinsamen Trauer der Menschen. Die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs und die Zeit der NS-Diktatur waren so grausam für die Menschen und so prägend für unser Land, dass wir uns einfach erinnern müssen!“
Alleine in Würselen beklage man 675 Gefallene, darunter 366 aus Würselen-Mitte, 103 aus Bardenberg, 130 aus Broich (Alsdorf) und 76 aus Weiden. Hinter jeder dieser Zahl stehe ein persönliches Schicksal. „Wie viel Liebe, wie viel kreatives Potenzial, wieviel Lebensfreude ging mit jeder und jedem von ihnen verloren. So viel Leben in jedem von ihnen – und dann der Krieg, die Ermordung im Holocaust, die Folter, der Tod“, mahnte Dederichs.
Für die Bundeswehr ergriff der Oberstleutnant der Reserve, Holger Deussen, das Wort und erinnerte daran, dass es noch heute Konflikte und Gewalt gebe, wo Soldaten und Zivilisten ihr Leben verlieren, um den Frieden in der Welt zu sichern.
Musikalisch begleitet wurde die würdige Gedenkfeier vom Kammermusikkreis der Stadt Würselen unter der musikalischen Leitung von Julia Prinsen-Feneberg und dem Kirchenchor der Pfarre St. Sebastian.
Der Trauerzug zum Ehrenmal auf dem Friedhof St. Sebastian mit den Fahnenabordnungen der Feuerwehr und der Schützengesellschaften begleitete das Bundestambourkorps Alte Kameraden 1922 Würselen e.V. unter der Leitung von Tobias Jagmann. Bürgermeister Arno Nelles und Oberstleutnant der Reserve Holger Deussen, legten gemeinsam die Kränze auf dem Soldaten Friedhof nieder. Hier herrschte andächtige Stille, vor allem bei dem Musikbeitrag „Ich hatt´ einen Kameraden“.
Familie Menke bedankte sich herzlich. „Die Feierstunde in Würselen wird uns unvergessen bleiben.“
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wurde in „In Flanders Fields“ vorgetragen, eines der bekanntesten englischsprachigen Gedichte über den Ersten Weltkrieg. Es wurde am 3. Mai 1915 von dem kanadischen Sanitätsarzt Leutnant Colonel John McCrae verfasst, dessen Freund am Vortag bei einem Granatenangriff in der Zweiten Flandernschlacht bei Ypern gefallen war. McCrae verarbeitete seine Trauer in einem Gedicht über die Felder in Flandern, wo der rot blühende Klatschmohn an das vergossene Blut der Gefallenen erinnert und dennoch die Hoffnung nährt, dass das Leben weitergeht. Am 28. Januar 1918 verstarb er an den Folgen einer Lungenentzündung in Kombination mit einer Meningitis.
Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn
zwischen den Kreuzen, Reih’ um Reih’,
die unseren Platz markieren;
und am Himmel fliegen die Lerchen noch immer tapfer singend
unten zwischen den Kanonen kaum gehört.Wir sind die Toten.
Vor wenigen Tagen noch lebten wir, fühlten den Morgen nahen und sahen den leuchtenden Sonnenuntergang,
liebten und wurden geliebt, und nun liegen wir
auf Flanderns Feldern.Nehmt auf uns’ren Streit mit dem Feind:
Aus sinkender Hand werfen wir Euch
die Fackel, die Eure sei, sie hoch zu halten.
Brecht Ihr den Bund mit uns, die wir sterben,
so werden wir nicht schlafen, obgleich Mohn wächst
Auf Flanderns Feldern.
Wir nehmen den Streit nicht mehr auf, da wir keine Feinde mehr sind, aber die Kreuze auf den Friedhöfen sollen uns die Augen öffnen und uns mahnen. „Dass nie mehr eine Mutter/ein Vater ihre Tochter/ihren Sohn beweint.“