Umfrageergebnisse: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Städteregion Aachen
Die Corona-Krise hat viele Fragen aufgeworfen, nicht nur virologische, sondern auch soziale. Frauen leisten nach wie vor den Großteil der Sorgearbeit in Familie und Haushalt. Sie spüren damit in einem viel größeren Ausmaß die sozialen Folgen der Pandemie. Das Frauennetzwerk in der Städteregion Aachen e.V. wollte wissen, wie die Frauen (und Männer) in unserer Region konkret diese Folgen beurteilen, wie sie ihr Arbeiten verändert haben, wie sie die aktuelle Politik einschätzen.
Hierzu haben wir in der Zeit vom 5. Juni bis zum 4. Juli 2020 eine Online-Umfrage auf www.soscisurvey.de durchgeführt. An dieser Stelle möchten wir allen Teilnehmenden danken – insbesondere auch denjenigen, die die Freitextfragen sehr umfassend und detailliert beantwortet haben.
Die Umfrage wurde an die Mitgliedsorganisationen des Frauennetzwerks in der Städteregion Aachen e.V. versendet und über die Socialmedia-Kanäle der Organisationen verbreitet. Insgesamt haben über diese Wege 596 Personen den Fragebogen mit 17 Fragen abschließend beantwortet. Die hohe Beteiligung und ausführliche Rückmeldung zeigen uns, dass das Thema einen Nerv getroffen hat und für die Befragten von großer Wichtigkeit ist.
Die Befragung hat interessante Ergebnisse gezeigt:
- Die Belastung durch die Krise wird sehr unterschiedlich empfunden: 42% der Frauen belastete die Corona-Krise stark; 42% der Männer belastete die Corona-Krise wenig.
- Mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer arbeiteten überwiegend oder ausschließlich im Homeoffice.
- Die Betreuung der Kinder während der Kita- und Schulschließungen wurde zu 70% durch die Mütter übernommen.
- 59% der Männer unterstützen voll und ganz die Entscheidungen der Politik hinsichtlich der Kita- und Schulschließungen; jedoch nur 27% der Frauen schließen sich dieser Aussage an.
„Die Umfrage hat gezeigt, wie schnell auch gut funktionierende Familiensysteme an ihre Grenzen stoßen, wenn die bekannten Strukturen wegbrechen“, betont Silke Tamm-Kanj, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Würselen, und weiter:„häusliche Gewalt entsteht in Stresszeiten viel schneller als angenommen.“
Mit diesen Ergebnissen wollen wir die politische Diskussion über die unterschiedlichen Einschätzungen der Belastungen durch die Pandemie und die nach wie vor herrschende ungleiche Arbeitsverteilung zwischen den Geschlechtern vertiefen. Darüber muss öffentlich gesprochen werden. Wir wollen mit diesen Ergebnissen Politik und Gesellschaft einladen in den Diskurs über die Ergebnisse der Befragung zu gehen und das Veränderungspotenzial für unsere Region zu diskutieren.
Die ausführliche Ergebnisdarstellung steht hier zum Download bereit: