Wo ist die Zeit geblieben?
Unter dem Motto „Wo ist die Zeit geblieben?“ findet von Januar bis Dezember 2022 in Deutschland eine Zeitverwendungserhebung (ZVE) statt. „Was so sperrig klingt, ist aber gesellschaftspolitisch sehr relevant“, sagt Silke Tamm-Kanj, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Würselen. „Wie Zeitressourcen vor allem in Familien aufgeteilt werden, ist ein großes Thema, auch im Hinblick auf Gleichstellungsaspekte, dem wir uns stellen müssen.“
Besonderes Augenmerk liegt auf der Care-Arbeit
Dabei gehe es nicht nur um physisch greifbare Dinge, wie Wäsche waschen und Co. „Vor allem die Care-Arbeit muss hier betrachtet werden“, sagt Tamm-Kanj. „Meine Erfahrung zeigt, dass besonders diese Arbeit einen Großteil der Tageszeit in Anspruch nimmt.“ Die sogenannte Care-Arbeit beschreibt die Tätigkeit des sich Kümmerns und Sorgens. Dazu gehören das Organisieren von Arztterminen, Elternsprechtage oder Geburtstage der Freunde der Kinder. „Traditionell leisten vor allem Frauen und Mütter diese Arbeit“, sagt Tamm-Kanj. Hier müsse ein Umdenken, hin zu partnerschaftlicher Aufteilung, stattfinden: Die Care-Arbeit müsse mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden.
Mitmachen und damit für Verbesserung sorgen
„Ich möchte gern die Menschen motivieren, an der Umfrage teilzunehmen, die das Gefühl haben: Der Tag hat nicht genug Stunden“, sagt Tamm-Kanj. „Denn das ist ihre Möglichkeit, auf ein Defizit in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen.“ Außerdem geben valide Daten der Regierung die Chance, Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zur Förderung der Gleichstellung zu entwickeln.
Mit der Teilnahme an der Erhebung haben Bürger:innen die Möglichkeit, ihre Situation darzustellen und zu verbessern.
Hintergrundinfos zur Erhebung vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend
10.000 Haushalte sollen befragt werden, wie die Arbeitslast von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern aufgeteilt ist, beziehungsweise für welche sonstigen Aktivitäten die Zeit im Alltag verwendet wird. Aus den Daten aller Teilnehmenden soll abgeleitet werden, wie Personen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Haushaltskonstellationen ihre Zeit auf verschiedene Lebensbereiche aufteilen.
Anmeldung zur Zeitverwendungserhebung
Erstmals wird bei der amtlichen Haushaltsbefragung eine App eingesetzt. Des Weiteren ist die Teilnahme über eine Web-App möglich. Diese kann über einen gängigen Internetbrowser genutzt werden. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, mittels Papierfragebogen teilzunehmen. Interessierte Haushalte können sich für die Zeitverwendungserhebung 2022 unter www.zve2022.de anmelden.
Antworten auf häufig gestellte Fragen und zum Datenschutz sind auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes unter diesem Link zusammengestellt.