Beim Fußverkehrs-Check werden Kommunen dabei unterstützt, den aktuellen Zustand des Fußverkehrs systematisch zu bewerten und gezielt zu verbessern. Das vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt wird vom Zukunftsnetz Mobilität NRW und dem Planungsbüro VIA konzipiert und begleitet. Landesweit hatten sich 31 Kommunen beworben, zwölf von ihnen erhielten den Zuschlag. Eine davon ist Würselen.
„Im Vorfeld haben wir schon einen Auftaktworkshop veranstaltet und versucht, so viele Würselenerinnen und Würselener zu motivieren, sich einzubringen“, sagt Mitorganisatorin Antonia Seidel.
Begehungen am 6. Oktober
Erster Treffpunkt war das Rathaus, wo sich Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, der Politik, des Planungsbüros VIA und interessierte Bürgerinnen und Bürger versammelten, auch ein Kamerateam des Lokalfernsehens war mit dabei. Nach einer kurzen inhaltlichen Einführung durch die Stadtverwaltung und das Planungsbüro VIA zum Ziel und Ablauf der Begehung startete die Gruppe ihre Route in Richtung Jupp-Derwall-Stadion.
Mit verschiedenen Mitteln sensibilisierte das Planungsbüro die Mitgehenden für Alltagschwierigkeiten von beispielsweise Seheingeschränkten oder Kindern über das sogenannte Tiefsehrohr.
„Das Konzept der Begehung ist aufgegangen“, sagt Seidel. „Wie gewünscht wurde rege diskutiert, sei es über die Querungsmöglichkeiten auf der Kaiserstraße, die Nutzungskonflikte zwischen Fuß- und Radverkehr auf dem Bahntrassenradweg oder die wenig intuitive Wegführung an der Friedrichstraße, Ecke Willy-Brand-Ring.“

Autodichte, Radwegführung und fehlende Querungshilfen
„Negativ fiel vor allem die hohe Autodichte im Innenstadtbereich auf, welche die Aufenthaltsqualität gerade im Bereich Markt enorm beeinträchtigt“, sagt Seidel. „Einen längeren Austausch gab es ebenso zu der Fuß- und Radwegführung entlang der Wilhelm- und Friedrichstraße, wo Querungshilfen fehlten und eine Änderung der Wegführung zur Diskussion stand.“ Lösungsansätze des Planungsteams wurden mit der Bürgerschaft und der Verwaltung gemeinsam diskutiert und abgewogen. Die Alltagserfahrung der Menschen hat hier entscheidend geholfen, um die Möglichkeiten zur Verbesserung einzuschätzen.
Schulwegsicherheit im Fokus der 2. Begehung
Am frühen Abend fand die zweite Begehung vom Starenweg bis in den Stadtgarten statt. Hier standen vor allem die Schulwegesicherheit im Fokus, im speziellen die Querungsgefahren auf der Aachener Straße sowie im Umfeld der Sebastianusschule und des Gymnasiums. „Zudem wurden die Konsequenzen der Baustelle am Gymnasium und das hohe Aufkommen an Elterntaxis thematisiert, die zu den Hol- und Bringzeiten täglich zu gefährlichen Situationen rund um die Schulen führen“, sagt Seidel. „Unser Dank geht hier an die engagierten Eltern- und Schulvertretungen. Nur durch sie konnten die Probleme detailliert erfasst werden.“
Um die sichere Überquerung der Aachener Straße zu gewährleisten, stelle die Verstetigung der geplanten Baustellenampel (inklusive einer Ampel für den Fußverkehr) langfristig eine Möglichkeit dar. Nutzungskonflikte seien vor allem in der Lehnstraße aufgefallen. Dort koexistiert der Fußverkehr über sehr schmale Fußwege mit einer wichtigen Autoverbindung zur Aachener Straße, vielen parkenden Autos, Elterntaxi-Verkehr und Radfahrenden – und vor allem auch Kindern, welche besonderem Schutz bedürfen, aber auch potentiell weniger vorsichtig agieren.
Am Ende der Strecke wurde die Kreuzung inmitten des Stadtgartens thematisiert. „Mit Umzug des Gymnasiums in die Tittelsstraße verstärkt sich das Potential für Querungskonflikte gerade zu Stoßzeiten morgens und nachmittags“, sagt Seidel. „Hier wurden Lösungen zur Erhöhung der gegenseitigen Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit und zusätzliche Beleuchtung diskutiert.“
So geht es weiter
Nun geht es darum, alle Erkenntnisse zu dokumentieren und Maßnahmenvorschläge auszuarbeiten. Am Mittwoch, 19. November um 17:30 Uhr werden dann die Vorschläge im Alten Rathaus der breiten Öffentlichkeit präsentiert. „Hier erhalten Interessierte die Möglichkeit, mitzuentscheiden, welche Maßnahmen umgesetzt werden“, sagt Seidel. „Wir möchten uns schon jetzt bei allen, die sich am Projekt beteiligt haben, bedanken und freuen uns, am 19. November möglichst viele Interessierte zum nächsten Schritt begrüßen zu dürfen.“