Hörstellen zum Ende des Zweiten Weltkrieges entlang der Westgrenzen

Von September 1944 bis März 1945 wurde das heutige Nordrhein‑Westfalen von den Westalliierten befreit; ein Jahr später entstand das Bundesland NRW mit über 17 Millionen Einwohnern. Aus dieser Zeit gibt es spannende und emotionale Geschichten zu erzählen, Biografien aus verschiedenen Perspektiven zu entdecken und vieles mehr zum Ende des Zweiten Weltkrieges und zur Befreiung vom Nationalsozialismus zu berichten.

In einem Gemeinschaftsprojekt haben Kommunen, Heimat‑ und Geschichtsvereine sowie Einzelpersonen die niederländische Idee der „Liberation Route Europe“ aufgegriffen. An 26 Hörstellen im öffentlichen Raum können kurze Hörspiele erlebt werden, die die Geschichte an diesen Orten lebendig machen.

Sie lassen sich je nach Standort mit Besuchen von Museen, Soldatenfriedhöfen sowie fünf Wander- und drei Radtouren kombinieren, hierzu stehen gpx‑Dateien zum Download bereit.

Das Projekt wird vom Liberation Route NRW e.V. in Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Partnern umgesetzt und durch das Heimatministerium NRW sowie die Stadt Wesel gefördert, um an die Notwendigkeit von Frieden und Freiheit zu erinnern. Dazu sagt Gotthard Kirch, Liberation Route NRW e.V.:

Erinnerungskultur in Kombination mit einem guten touristischen Angebot bleibt wichtig. Wir hoffen, dass die Idee Liberation Route und diese Broschüre dazu einen Beitrag leisen können.

Zu den 26 Hörstellen im Rheinland wurde eine Broschüre aufgelegt, die auf dieser Seite zum Download bereit steht. Zwei der Hörstellen befinden sich im Stadtgebiet Würselen - an der Pfarrkirche St. Sebastian sowie am Ravelsberg.


Zweiter Hörstein für Würselen 

Nachdem im Jahr 2020 der erste Hörstein in Würselen an St. Sebastian gesetzt wurde, gibt es inzwischen am Ravelsberg einen weiteren. Er erzählt die bewegende Geschichte eines jungen Mannes, der nach Kriegsende den Amerikanern anbot, die Minen am Ravelsberg zu entschärfen und die Toten zu bergen. Lohn nahm er dafür keinen an, er tat das aus Dankbarkeit den Amerikanern gegenüber, wie er später sagt. Damit wurde Josef Mohren zum Totengräber vom Ravelsberg. 

Geschichte erleben am Ravelsberg – bei dem Projekt Liberation Route werden Informationstafeln mit einem QR-Code an Steine am Wegesrand montiert, so erklärt sich die Bezeichnung Hörsteine.

Die sogenannten Hörsteine hat das Kulturamt der Stadt Würselen in Kooperation mit dem Verein Liberation Route NRW e.V. eingerichtet. Es geht dabei um die Liberation Route Europe, eine zertifizierte Kulturroute des Europarates, die Menschen, Orte und Ereignisse miteinander verbindet, um an die Befreiung Europas von der Besatzung während des Zweiten Weltkrieges zu erinnern. Das Kriegsgeschehen, vor allem aber die Folgen, werden durch die Hörsteine an zahlreichen Orten in neun europäischen Ländern reflektiert. Hörbar werden die Steine mittels QR-Code, der auf der jeweiligen Gedenktafel aufgebracht ist. Mit Smartphone und QR-Code gelangt man auf eine Internet-Seite mit Tonbeiträgen zu einer bestimmten Geschichte vom Ende der Kriegshandlungen, die einen örtlichen Bezug zum Standort der jeweiligen Informationstafel hat. Verbunden sind diese Informationen mit einem Angebot zu einem Rundweg, der den örtlichen Bezug zu den Handlungen aufnimmt.

So machen die Würselener Hörsteine die Schrecken des Zweiten Weltkrieges, aber auch die Befreiung Würselens durch das Nazi-Regime, vor Ort erlebbar.

Martin Schulz ist Schirmherr des Ravelsberger Hörsteins

Im November 2024 wurde der zweite Würselener Hörstein eingeweiht. Schirmherr dieses Hörsteins am Ravelsberg ist der Ehrenbürger der Stadt Würselen Martin Schulz, der auch bei der offiziellen Einweihung dabei war. Schulz kannte Mohren persönlich und sagt: „Er war ein Zeitzeuge, wie es keinen zweiten gab. Er hat sich in den schlimmsten Zeiten um die Stadt verdient gemacht.“

Hörstein an St. Sebastian

Ein erster Hörstein steht bereits vor der Pfarrkirche St. Sebastian. „Dieser Hörstein an St. Sebastian erzählt die Geschichte des amerikanischen Sergants William Aubut sowie die des gebürtigen Würseleners Ernst Voß, der als amerikanischer Soldat nach Würselen zurückkehrt“, weiß Hans Brings, Leiter des Würselener Kulturamtes. 

„Grundsätzlich werden bei dem Projekt Liberation Route Informationstafeln mit einem QR-Code an Steine montiert“, erklärt Brings, „daher die Bezeichnung Hörstein.“ Vor St. Sebastian ist es allerdings etwas anders. „Diese Tafel wurde an einer Stehle befestigt, da der vorgesehene Stein als ehemaliger Sockelstein der Pfarrkirche hierfür nicht beschädigt werden sollte.“

Geschichte durch Wanderung kombinieren

Beide Hörsteine sind durch einen etwa neun Kilometer langen Wanderweg verbunden. Der Startpunkt befindet sich an St. Sebastian in der Würselener Innenstadt. Auch eignet es sich, diesen Weg mit den Wegen gegen das Vergessen in Aachen zu kombinieren – die Kriegsgeschichte von Würselen und Aachen ist verflochten und sehr komplex.

Dank der Stadt Würselen

Die Stadt Würselen dankt allen Mitwirkenden, vor allem dem Verein Liberation Route NRW e.V. sowie der Würselener Kulturstiftung und der Geschichtswerkstatt für das Engagement in diesem wichtigen Projekt.