Im Vordergrund steht allerdings etwas anderes: Der Oldtimer ist bereits jetzt ein auffälliges Symbol, das das generationenübergreifende Engagement der kommunalen Feuerwehren würdigt. Er steht für kameradschaftliche Verbundenheit und dient zugleich als Zeitzeugnis für die technische Entwicklung im Feuerwehrwesen der späten 1950er‑Jahre.
Hintergrund des Projekts „Instandsetzung TLF 16/53“
Das Tanklöschfahrzeug, kurz TLF 16/53, wurde 1957 vom Feuerschutzträger Würselen für die Freiwillige Feuerwehr Würselen angeschafft und bis 1984 zum Schutz der Würselener Bevölkerung eingesetzt. Anschließend wurde es an die Gemeinde Kreuzau verkauft, wo ihm wegen eines kapitalen Getriebeschadens in späteren Jahren die Verschrottung drohte. Da es sich letztendlich um ein bedeutendes Stück Würselener Feuerwehrgeschichte handelte, erwarb der ehemalige Leiter der Feuerwehr Würselen, Hubert Keller 1995 das Fahrzeug. Er übergab es 1999 in diesem Sinne und in kameradschaftlicher Verbundenheit zu gleichen Teilen dem Löschzug Würselen-Mitte und dessen Förderverein des Löschzuges Würselen-Mitte e.V. zur Wiederherstellung und Nutzung.
In mehr als zweieinhalbjähriger handwerklicher Tätigkeit wurde das TLF 16/53 nun unter Mitwirkung mehrerer Würselener Feuerwehrkameraden ehrenamtlich wieder in einen zulassungsfähigen Zustand versetzt. Die Materialkosten hatte damals der Förderverein und einige Sponsoren übernommen, so dass sich die bei der Fahrzeugübergabe 1999 geäußerte Erwartungshaltung zwar spät, aber doch noch in beeindruckender Weise erfüllt hat.
Das alles war nur möglich, weil sich alle Helfer und Unterstützer aus tatsächlicher kameradschaftlicher Verbundenheit und/oder Respekt vor diesem alt ehrwürdigen Stück feuerwehrtechnischen Kulturgutes mit direktem Regionalbezug zu Würselen in besonderem Maße angesprochen fühlten. Rund ein Dutzend Engagierte waren daran beteiligt. Trotz – oder wegen – dieser recht geringen Zahl an aktiven Helfern und Unterstützern ist ein Feuerwehr‑Oldtimer bei der Bevölkerung nach wie vor sehr beliebt. Deshalb sollen die Eigentümer des TLF‑16/53 das Fahrzeug weiterhin als Zeichen der traditionellen und aktuellen Werte der Feuerwehr sowie der kameradschaftlichen Verbundenheit erhalten und einsetzen.
„Das TLF nur zu ganz besonderen Anlässen in der Öffentlichkeit zu sehen sein“, erklärt Georg Keller im Herbst 2025 im Zusammenhang mit der geplanten Berichterstattung im Stadtmagazin ‚Os Wöschele‘ (vgl. Dezember-Ausgabe 2025). „Das sind beispielsweise Verabschiedungen von Kameraden aus dem aktiven Dienst oder auch Hochzeiten, besondere Blaulicht-Jubiläen und -BOS-Ausstellungen mit überregionaler Bedeutung.“
Das TLF in den 1950ern: Ein einsatztaktischer Quantensprung
1957 wurde das damals fabrikneue Fahrzeug von der Stadt Würselen angeschafft und bei der Freiwilligen Feuerwehr in Dienst gestellt und zwar am Standort Bissener Straße, das Gerätehaus befand sich damals direkt neben der Post. Für die ehrenamtlichen Kameraden der Würselener Feuerwehr und in Folge auch für die Würselener Bevölkerung bedeutete das TLF-16/53 einen einsatztaktischen Quantensprung: Es ersetzte ein leichtes Löschgruppenfahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg, bei dem an der Einsatzstelle erst einmal eine rund 150 Kilo schwere Tragkraftspritze mit eigenem Motor aus dem Fahrzeug herausgehoben, in Stellung und auf Gang gebracht sowie an Hydranten und Schläuche angeschlossen werden musste. Das neue TLF-16/53 verfügte hingegen schon über einen sogenannten Schnellangriff und einen mitgeführten Löschwasservorrat von nicht weniger an 2.400 Litern. So konnte der Maschinist im Fahrerhaus schon die fest eingebaute Löschwasserpumpe einschalten, während der einsatzbereite 30 Meter-Schlauch von einer Rollhaspel abgewickelt wurde, um „Wasser marsch“ zu geben. Dieses Prozedere ist übrigens bis heute zu bei hochmodernen Löschfahrzeugen gängige Praxis.
„So konnte man zumindest in diesem Punkt zu der ebenfalls in Würselen stationierten Berufsfeuerwehr des Landkreises Aachen aufschließen“, sagt Georg Keller augenzwinkernd. Auch darüber hinaus hat er noch die ein oder andere Geschichte parat: „Viele, vor allem ältere Würselener, werden sich noch daran erinnern, dass die Freiwillige Feuerwehr früher noch über Sirenen alarmiert wurde. Da wusste jeder sofort, dass es irgendwo in Würselen brennt. Das war nicht zuletzt für die Kinder in der Nachbarschaft das Zeichen, sich sofort mit Rollern, Fahrrädchen oder im Laufschritt zum Gerätehaus in der Bissener Straße zu begeben und das hastige Eintreffen der Feuerwehrleute aus nächster Nähe zu beobachten. Wenn dann das TLF mit laut heulendem Motor, Blaulicht und Martinhorn das Gerätehaus verließ, fuhren die Kinder einfach hinter oder sogar auf den Bürgersteigen neben dem schwerfälligen Einsatzfahrzeug her. Für die Kinder war das ein großer Spaß und so traf dann auch nicht selten der ganze Pulk gleichzeitig an der Einsatzstelle ein.“
Dass sich einige ältere Mitbürger noch an diese Zeiten erinnern, ist unbestritten. Und genau darauf hoffen die Verantwortlichen: Wer vielleicht Erinnerungen, Bilder oder Wissenswertes zum Fahrzeug beitragen kann, möge sich melden, um die Geschichte zum Oldtimer zu vervollständigen.
Kontakt
Feuerwehr Würselen (A37)
Tel. 02405 4678-0
E-Mail: amtsleitung-feuerwehr@wuerselen.de
Hinweis der Redaktion zu diesem Artikel
Kurz vor Erscheinen des Stadtmagazins bzw. Veröffentlichung dieses Artikels ist Georg Keller verstorben. Wir sind der Auffassung, dass dieser Artikel zum "Lebenswerk" von Georg Keller dennoch in der geplanten Form hier veröffentlicht werden soll.
Der Tod von Georg Keller macht uns alle tief betroffen. Unser herzliches Beileid gilt seiner Familie.
