Am Fettdonnerstag spielt es sich in jedem Jahr wie folgt ab: Die Tollitäten der Stadt Würselen ziehen von der Kaiserstraße aus auf den Morlaixplatz, versammeln sich vor der Rathaushaustür und liefern sich einen Schlagabtausch mit dem Bürgermeister. Ihr erklärtes Ziel ist es, bis Aschermittwoch die Herrschaft über die Jecken zu übernehmen.
Dass Prinz Jan I. und Jugendprinz Joel I. auch in diesem Jahr um kurz nach 11 Uhr am Rathaus aufschlagen, damit hatte Bürgermeister Roger Nießen gerechnet. Was ihm anschließend abverlangt wurde, war allerdings eine Überraschung und forderte Spontanität und Körpereinsatz. Aber der Reihe nach.
Beim Einzug auf den Morlaixplatz bot sich den Tollitäten ein schönes Bild: Am Rathaus fanden Sie ein großes Banner vor, auf dem die Stadt das diesjährige Motto aufgegriffen hatte: „Fiere, danze, senge, dr Fastelovend in de Zukunft brenge. Und dat in os schön Düvelstadt, wo jede Minsch sing Heimat hat.“ Die Interpretation, vor allem die Verkleidungen der Stadtverwaltung waren durchaus kreativ: Nießen war als Captain Future unterwegs und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen als Astronauten, Weltraumfahrer, Raketen oder Alien. Geschmückt war mit Luftballons und Raumfahrzeugen.
Schon bei der Begrüßung ließen Jugendprinz Joel I., Prinz Jan I. und Bürgermeister Roger Nießen keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig zu foppen. „Diesmal müsst Ihr eine Aufgabe erfüllen“, kündigte Jan I. an, „wir werden tanzen und schauen, wer es besser gemacht hat!“ Schnell konnte man ahnen, dass die Sache noch einen Haken haben würde. Als Jan I. sich nämlich nach einer unabhängigen Jury umschaute und diese schon im nächsten Augenblick ausschließlich aus seinen eigenen Reihen besetzt wurde, war zu befürchten, dass der Wettbewerb nicht gut für den Bürgermeister ausgehen würde. Dennoch gab er alles und mit ihm einige Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung. Da es auf dem Rathausbalkon recht eng geworden war, machte sich Roger Nießen mit einer Reihe Leute in einer spontanen Polonaise auf den Weg nach unten. Auf dem Morlaixplatz legte sich „Team Rathaus“ dann ordentlich ins Zeug. Die Jury-Wertung war allerdings mehr als ernüchternd. Von möglichen 10 Punkten konnte sich keiner der Juroren zu mehr als 3 Punkten durchringen. Dann zeigte „Team Jan“ sein Können. Man könnte meinen, die Tänzer wären recht gut vorbereitet gewesen. Die Darbietung führte nach Meinung der angeblich unabhängigen Jury schließlich zu 10 von 10 Punkten und damit war die Sache klar.
„Eigentlich war es auch nur ein Ablenkungsmanöver“, lachte Jan I. „während Ihr hier unten tanzt, sind meine Leute längst oben im Rathaus angekommen!“
Ob es nun die gute Stimmung war oder der strahlend blaue Himmel – auf dem Morlaixplatz wurde weitergetanzt. Die Tollitäten und die Rathaus-Mannschaft kamen letztlich auf einen gemeinsamen Nenner und legten gemeinsam nochmal nach. Die Performance konnte sich sehen lassen.
Bürgermeister Roger Nießen wurde mit einem lila Eulen-Schal an den Handgelenken gefesselt und abgeführt. Gemeinsam feierte man bei herrlichem Wetter vor dem Rathaus weiter, für beste Stimmung sorgten auch in diesem Jahr wieder die Nothberger Fanfarentrompeter.
Später verlagerte sich die Feier in die Aula/Stadthalle, wo der Bürgermeister erst nach dem Bühnenprogramm des KWK von seinen Handfesseln befreit wurde. Bis zum Abend wurde hier zusammen gefeiert und getanzt. Wöschele Alaaf!
